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CSU-Kundgebung
am Rathausplatz |
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Die
Kundgebung am 13.5.2004 mit rund tausend Teilnehmern wurde
von einigen in Augsburg eher unbekannten Herren eröffnet,
die als die Inhaber Schwabens vorgestellt wurden. Seit Jahr
und Tag würden sie sich um das Wohlergehen Schwabens kümmern.
Als dann der Chef kam, wurde klar, dass die Inhaber Schwabens
doch eher nur Niederlassungsleiter waren. Die außerordentliche
Entwicklung Schwabens, das wurde auch vollständig klar,
beruht auf der außerordentlichen Entwicklung Bayerns,
für die wiederum ausschließlich eine Partei mit einer
außerordentlichen Spitze verantwortlich ist. Klar, dass
nur ein starkes Bayern dem „kranken Mann Europas“
– Stoiber meinte hiermit die Bundesrepublik – noch
helfen kann. Klar, dass nur diese Spitzenmannschaft im Europaparlament
verhindern kann, dass uns der Osten einholt, die Türken
überrennen und die Islamrerroristen infiltrieren. Betrachtete
man Stoiber auf der Großleinwand, wurde jedem klar, dass
die Lage ernst ist und wir in Bedrängnis sind. Offensichtlich
befinden wir uns in einer Art Frontstaat. Es wurde auch klar,
dass wir nur an der Seite der CSU den Risiken nicht schutzlos
ausgeliefert sind und die CSU auch dafür sorgt, dass sich
alle gewaltig am Riemen reißen, damit wir aus dem Loch
wieder rauskommen und die Mühen der Leistungsbereiten nicht
umsonst sind. |
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Ein
gutes Drittel bis die Hälfte der mäßig besuchten
Kundgebung bestand aus Gegnern der CSU. Der linke Flügel
auf dem Platze ging in einen gemischten bis aufgelockerten Mittelflügel
über, wo teilweise schon noch Humor aufkam. Vorne und rechts
standen relativ dicht die ohne bzw. mit wenig Humor. Die zentrale
Botschaft Stoibers nagte schwer an ihnen: Die Deutschen müssten
„Veränderungsbereitschaft“ zeigen, sonst sei
der wirtschaftliche Wettbewerb mit den aufstrebenden Beitrittsländern
der EU nicht zu gewinnen. Bei solchen Aussagen kam dann doch
des öfteren Gespött auf dem linken Flügel auf.
Wenn die Erzkonservativen „Veränderungsbereitschaft“
predigen, meinen sie wohl nicht sich selber. Nein – „Deutschland“
brauche „ein einfacheres Steuerrecht, einen flexibleren
Arbeitsmarkt und deregulierte Arbeitszeiten“. Es wollte
hierüber keine rechte Stimmung aufkommen. Denn wenn „Deutschland“
sich adäquat verhält, wessen „Chancen“
steigen dann? Wer streicht ein? In erster Linie wohl doch die
Inhaber. Von denen konnten wir aber nicht so viele auf dem Platze
ausmachen. |
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Die
Stimmungslage wurde eigentlich eher vom linken Flügel beherrscht
– irgendwie dezent und doch recht massiv zugleich –
und der große Zampano versuchte in endlosen Tiraden dagegen
anzureden. Ohne großen Erfolg. Irgendwann gab verdi das
Zeichen zum Aufbruch und ein Teil der Gegner verließ angeödet
das Gelände, auf dem eine trockene Stimme mit dem Charisma
eines Aktendeckels weiterzeterte. |
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Ein
Flughafen auf dem Lechfeld habe „immense Vorteile“
für Schwaben und Teile Oberbayerns, sagte Stoiber der Augsburger
Allgemeinen anschließend. Auf dem Rathausplatz wagte Stoiber
das nicht zu sagen, waren doch zu viele deutlich sichtbar ganz
anderer Meinung. Der Augsburger Allgemeinen vertraute Stoiber
auch an, dass sein rigider Sparkurs von einer überwältigenden
Mehrheit unterstützt würde. „Die Jugend fordere
geradezu eine Abkehr von der Schuldenpolitik. Die Proteste der
Verbände und der Betroffenen seien demnach nicht die öffentliche
Meinung.“ Das sind klare Worte. Die Proteste während
seiner Kundgebung waren demnach auch „nicht die öffentliche
Meinung“. Soll das heißen, dass die Öffentlichkeit,
die für Stoiber zählt, gar nicht auf seiner Kundgebung
war? Warum waren die nicht da? Vor wem spricht der Ministerpräsident
dann eigentlich, wenn er durch die Lande zieht? |
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