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Wütende
Proteste auf den DGB-Kundgebungen – Auftakt zu einer Protestwelle
gegen die Regierungspläne
Die Beteiligung
an den DGB-Kundgebungen zum 1. Mai war heuer deutlich höher
als im vergangenen Jahr. Der DGB spricht von einer Million TeilnehmerInnen
bundesweit, doppelt so viel wie sonst. Kanzler Schröder wurde
vom DGB in den Neu-Anspacher Hessenpark geladen, der IG Metall-Vorstand
wollte ihn ganz ausladen. Bei seiner Ansprache wurde der Kanzler
von wütenden Pfeifkonzerten der Gewerkschafter begleitet. Schröder
wurde ausfällig: Wer hier auf Trillern pfeife, habe vielleicht
„viel in den Backen, aber nichts im Kopf“. Er verteidigte
die Agenda 2010 und stellte keinerlei Kompromisse in Aussicht. Am
26.4. beschloss der Bundesjugendkongress von ver.di: „ver.di
muss gegen die Agenda 2010 kämpfen – Für einen eintägigen
Generalstreik!“
In München bei der zentralen Mai-Kundgebung des DGB in Bayern
waren über 10000, in Nürnberg 8000, in Augsburg etwa 1300
bei der Demonstration, bei der Versammlung im Bierzelt sollen es
mehr gewesen sein. Auf 200 Maikundgebungen in Bayern wurde die „Notschlachtung“
des Sozialstaats mit der Agenda 2010 und anderen reaktionären
Konzepten verurteilt. Stoibers „Sanierungsplan für Deutschland“
toppt die Agenda 2010 noch. In München hielt der DGB-Vorsitzende
Schösser dem bayerischen Ministerpräsident vor, „dass
er in seinem Akutprogramm die Wirtschaft nur in 2 Punkten fordere,
den Arbeitnehmern dagegen mit 38 Punkten in die Kniekehlen schlage.“
Die Angriffe von Merz und Westerwelle konterte Schösser: „Einmal
sein Geld im Akkord, bei der Schicht als Bauarbeiter oder als Krankenschwester
verdienen zu müssen, würde Politikern gut tun, die meinen
sie lebten in einer Spaßgesellschaft. Dann könnten sie
nicht auf die Idee kommen, solche dummen Sprüche zu machen.“
Der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Werner Neugebauer, hat Schröder
einen harten Brief geschrieben. Er warnt den Kanzler und Parteivorsitzenden
der SPD: Wenn die Arbeitnehmerinteressen durch die Sozialdemokratie
nicht mehr ausreichend abgedeckt würden, zwinge er die Gewerkschaften
in eine neue Rolle – mit noch nicht absehbaren Konsequenzen.
Die Gewerkschaften haben einen heißen Mai gegen das Regierungsprogramm
angekündigt. Der 1. Mai war dafür ein „gelungener
Auftakt“, wie sogar der Bayerische Rundfunk bestätigen
muß.
Weniger kämpferisch verlief die Veranstaltung des Augsburger
DGB im Bierzelt. Hatte der DGB letztes Jahr die Hauptrede noch einem
Pfarrer aufgetragen, so hat es den Funktionären diesmal ganz
die Sprache verschlagen. Am längsten sprach noch der OB in
seinem Grußwort. Nachdem sich der Augsburger SPD-Vorsitzende
Paula anscheinend auf die Seite der Rechten in der bayerischen SPD
geschlagen hat und an der Hetzkampagne gegen Sigrid Skarpelis-Sperk
beteiligt – sie hat das Mitgliederbegehren mitinitiiert –,
wartet man vergebens auf ein deutliches Wort der Augsburger Gewerkschaftsgenossen.
So gesehen, war die linke Demonstration und Kundgebung, an der sich
230 Leute im Anschluss an die DGB-Veranstaltung beteiligten, absolut
notwendig.
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Was mich darüber hinaus besonders schmerzt, dass Du zum Berufungsfall
für alle „Klugscheißer“ und wahren Systemveränderer
aus dem Arbeitgeberlager wirst.
IG Metall
Bezirksleiter Werner Neugebauer schreibt dem Kanzler
Sehr geehrter
Herr Bundeskanzler,
noch nie hat es mich so umgetrieben einen persönlichen Brief
an Dich zu schreiben.
Nach 30 Jahren Mitgliedschaft in der Sozialdemokratie, meinem Engagement
in zahllosen Auseinsandersetzungen um den Erhalt von Arbeitsplätzen
in meiner Funktion an der Spitze der IG Metall Bayerns, habe ich
ein Gespür und tiefen Sinn für Realitäten. Soweit
die Vorbemerkung.
Ich bin betroffen von der Art und Weise, wie Du es „wissen
willst“.
Meine Lebenserfahrung sagt mir, wer versucht die Partei mit einer
entweder-oder-Politik, so unter Druck zu bringen, zwingt Menschen
zu ganz banalen Reaktionen.
Weder Du, die Partei, noch die Gesellschaft wird davon profitieren.
Nicht „ich oder andere“ muss die Devise heißen,
sondern das wofür es sich lohnt zu streiten, streiten für
das was den Sozialstaat ausmacht.
Das Schlimme ist, dass der Bundeskanzler - ein Sozialdemokrat -
all die politischen Begründungen dafür liefert, um den
Sozialstaat in seinem Kern abzumurksen.
Was mich darüber hinaus besonders schmerzt, dass Du zum Berufungsfall
für alle „Klugscheißer“ und wahren Systemveränderer
aus dem Arbeitgeberlager wirst.
Aussagen wie: Jetzt hat es Schröder auch begriffen, Bündnisse
ohne Tarifvertragsparteien usw. sind Belege dafür... »»
(77 KB pdf)
Quelle: IG Metall
Bezirk Bayern »» |
bundesweite
Übersicht über linke Aktionen zum 1. Mai bei LabourNet
Germany »»
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Linker
1. Mai 2003 in Augsburg |
Aufruf
und Bündnis »» |
Rede
des Forums »» |
Bilder und
weitere Reden »»
(297 KB) |
Gedanken zum
1. Mai – Rundfunkvortrag
des Bund für Geistesfreiheit »» |
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