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Demonstration unter dem Motto „Solidarisch durch die Krise“, 2. JanuarDas neue Bündnis „Augsburg Solidarisch“ tritt auf den PlanGegen Verschwörungsmythen und egoistische Coronaleugnung formieren sich in ganz Bayern Gegenkräfte
„Zwei Tage, zwei ‚Spaziergänge‘, 4000 Teilnehmer: Die Demos gegen Corona-Maßnahmen erfahren weiter Zulauf. Stadt und Polizei ziehen zufrieden Bilanz, die Rathaus-Opposition sieht das anders.“ – so lautet die Überschrift in der Augsburger Allgemeinen vom 5. Januar. Am Montag, den 3. Januar, fand mit 3000 Menschen die bislang größte Demonstration gegen Coronamaßnahmen in Augsburg stattfand und eine der größten in ganz Bayern, einen Tag zuvor am Sonntag waren es 1000. Es frappiert schon, dass „Stadt und Polizei“ nach hunderten von Verstößen gegen die Auflagen „zufrieden Bilanz“ ziehen. Die Hauptüberschrift des AZ-Artikels lautet allerdings: „Corona-Protestmärsche entfachen Kritik“. Damit ist zum einen der Protest der Sozialen Fraktion im Stadtrat gemeint, die sich mit einer Anfrage an den Ordnungsreferenten wandten: Es sei „nicht vermittelbar, dass hunderte zum Großteil Ungeimpfte völlig ohne Infektionsschutz durch die Stadt ziehen“. Zum anderen ist ein neues Bündnis „Augsburg Solidarisch“ am 2. Januar mit einer Protestaktion am Königsplatz auf den Plan getreten unter dem Motto „Geradeaus denken! – Demonstration für einen solidarischen Weg durch die Krise“. Mit 160 Teilnehmern war die Kundgebung sehr erfolgreich und die Sprecherin Felicia Reintke kündigte regelmäßige Gegendemonstrationen an für „Solidarität und Rationalität während der Pandemie“. So fand am 10. Januar bereits eine weitere Kundgebung von „Augsburg Solidarisch“ mit diesmal ca. 200 Teilnehmern statt. Über diese Kundgebung werden wir eigens berichten. In diesem Artikel wollen wir schwerpunktmäßig das neue Bündnis „Augsburg Solidarisch“ mit einer Presseerklärung und einem ergänzendem Statement zur ersten erfolgreichen Aktion am Sonntag, 2. Januar, zu Wort kommen lassen. Außerdem wollen wir die Gegner von Coronamaßnahmen in ganz Bayern in den Blick nehmen und den wachsenden Widerstand gegen sie, der von zahlreichen kleineren Gegendemos bis zu politisch gewichtigen Erklärungen in Schweinfurt und München reicht. Während die Augsburger Oberbürgermeisterin bedauerlicherweise abtaucht, haben wir in München zum Beispiel ein scharfes, wohltuendes Statement des OB. In einem weiteren Artikel wollen wir uns mit den Aktionen am 10. Januar in Augsburg befassen sowie der duldsamen Politik des Ordnungsreferenten. Um eine bessere Einschätzung zu ermöglichen, wollen wir nach Möglichkeit in einem dritten Artikel auch die Lage in Deutschland und Europa beleuchten. Augsburg Solidarisch hat eine Petition gestartet „Für ein solidarisches Augsburg zur Überwindung der Corona-Pandemie“, die hier unterzeichnet werden kann https://chng.it/QSGHrwdsby
Pressemitteilung zur Demonstration unter dem Motto „Solidarisch durch die Krise“ vom Bündnis „Augsburg Solidarisch“Sonntag, 2. Januar 2022 Geradeaus denken! – Demonstration für einen solidarischen Weg durch die Krise Am Sonntag, den 02.01. versammelten sich etwa 160 Menschen am Königsplatz, um gemeinsam gegen Verschwörungsmythen und für ein solidarisches Krisenmanagement zu demonstrieren. Das Bündnis „Augsburg Solidarisch“ rief zum Gegenprotest zu den zeitgleich stattfindenden, unangemeldeten Spaziergängen der selbsternannten „Corona-Rebellen“ auf. Schon in den letzten Wochen gab es immer wieder Demonstrationszüge aus Impfgegner:innen, Esoteriker:innen, neuen Rechten und Maßnahmenkritiker:innen, die sich ihren Weg durch Augsburg bahnten. Mehrere Redebeiträge machten sich dafür stark, dass dieser Bewegung der sogenannten Querdenker mit Deutlichkeit entgegengetreten werden muss, während es gleichzeitig aber durchaus auch legitime Ansatzpunkte gibt, die aktuelle Krisenpolitik zu kritisieren. So sprach eine Rednerin über die Ungerechtigkeit der Impfstoffverteilung weltweit, verbunden mit der Forderung nach einer Freigabe der Impfpatente. Betont wurde zudem, dass die Bundesregierung insbesondere in ihrer Krisenkommunikation transparenter und planvoller vorgehen muss als bisher. Dass die Pandemie ohnehin schon vorherrschende Diskriminierungsformen und soziale Ungerechtigkeiten noch zusätzlich verschärft, wurde in einem Redebeitrag über die prekäre Situation von FINTA*-Personen* in der Krise beleuchtet. Und schließlich machten Wortbeiträge aufmerksam auf die Gefahren von Wissenschaftsfeindlichkeit und Verschwörungsmythen für unsere Demokratie. Die Stimmung war durchgehend friedlich. Das sich neu gegründete Bündnis „Augsburg Solidarisch“ kündigt auch in Zukunft Aktionen und Proteste an - für einen gerechten, auf Rationalität und Besonnenheit gebauten Weg durch die Krise. *Sammelbezeichnung für Frauen, intergeschlechtlichen, nichtbinären, trans- und ageschlechtlichen Personen
Bündnis „Augsburg Solidarisch“: Hier noch einige ergänzende Worte zu unserer Einschätzung der Demonstration im Nachhinein, zu unserem Bündnis und unseren Positionen3. Januar 2022 Der gestrige Abend war für das neu gegründete Bündnis insgesamt ein großer Erfolg. Zum ersten Mal konnte ein Gegenprotest mithilfe von Mitorganisierenden aus verschiedenen Augsburger Initiativen breit beworben und aufgestellt werden. Dass am Ende mehr als 150 Menschen aus allen Altersgruppen friedlich und unter Einhaltung eines guten Hygienekonzepts auf der Straße standen, werten wir als deutliches Zeichen, dass es den Augsburger:innen ein Anliegen ist, für Solidarität und Rationalität während der Pandemie einzustehen. Die Resonanz der Teilnehmer*innen war durchwegs positiv und stimmt uns hoffnungsvoll, dass die Gegenbewegung in Zukunft weiterwächst. Besonders gefreut hat uns zudem, dass wir auf Anhieb 160 Euro Spendengelder für die COVAX-Initiative von UNICEF sammeln konnten, einer globalen Initiative, die allen Menschen weltweit Covid-19-Impfstoffe zugänglich machen soll. Bezüglich des „Spaziergangs“ der Coronarebell:innen gestern waren wir überrascht über das quasi nonexistente Einschreiten der Polizei gegenüber den illegalen Versammlungen. Da die „Spaziergänge“ schon länger angekündigt waren, reagierte die Stadt Augsburg zunächst mit einem Erlass, der solchen eventuell auftretenden Spontanversammlungen Abstandsregelungen bzw. Maskenpflicht auferlegte. De facto zogen gestern dann trotzdem viele Hundert „Rebellinnen“ durch die Straßen, die allermeisten ohne Maske und Abstand. Die Polizei reagierte quasi nicht auf die Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, das Infektionsschutzgesetz und den Erlass der Stadt, sondern ließ die Querdenker:innen machen. Wir denken, dass ein solch inkonsequentes Auftreten diese in ihrem Tun bestärkt und würden uns in Zukunft eine klarere Haltung der Stadt und ein konsequenteres Durchgreifen der Polizei gegen die Verstöße wünschen. Hier noch einige Worte zu unserem Bündnis und der Begründung unserer Positionen generell: Das Bündnis „Augsburg Solidarisch“ existiert erst seit kurzer Zeit und besteht aus einigen Einzelpersonen und politischen wie gesellschaftlichen Gruppierungen. Es geht uns um die Darstellung solidarischer Positionen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie benötigen wir als Gesellschaft nicht nur individuelle Solidarität, sondern auch solidarische politische Maßnahmen. Damit grenzen wir uns einerseits von den Veranstaltungen der Maßnahmen-Skeptiker*innen ab und üben andererseits Kritik an den politischen Lösungen der Politik. Wir beobachten die Versammlungen der Maßnahmen-Skeptiker*innen mit wachsender Sorge. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen befinden sich seit Beginn der Proteste im Frühjahr 2020 Verschwörungsideolog*innen und Rechtsextreme unter den Demonstrierenden. Die Erfahrung zeigt, dass gesellschaftliche Krisen häufig von populistischen Akteur*innen genutzt werden, um ihre Ansichten zu verbreiten. Die Vereinnahmung des Themas von Seiten der AfD und anderer rechter Kleinparteien wie dem Dritten Weg zeichnen ein solches Bild deutschlandweit, auch in Schwaben. Die Tatsache, dass rechte Akteur*innen auf den Veranstaltungen in und um Augsburg nicht nur geduldet werden, sondern willkommen sind, macht deutlich, was der gemeinsame Nenner der Demonstrierenden dort ist. Nämlich der Glaube, es besser zu wissen, als die Mehrheit der Gesellschaft, als die Wissenschaft und die Politik. Das führt zu einem gefestigten Standpunkt, an dem jeder Widerspruch und jedes Gegenargument abprallen. Neben einer stetig wachsenden Feindseligkeit und Aggressivität der Maßnahmen-Skeptiker*innen ist das Ergebnis dieser Haltung außerdem gesundheitsgefährdendes Verhalten. Wir benötigen eine hohe Impfquote, um die Verwundbarsten in unserer Gesellschaft zu schützen, volle Intensivstationen zu verhindern und Menschen in Pflegeberufen zu entlasten. Zu einer beharrlichen Weigerung, sich aus solidarischen Gründen impfen zu lassen, kommt, dass auf den Kundgebungen die vorgegebenen Infektionsschutzmaßnahmen nicht eingehalten werden. Dem gegenüber steht der Staat, der mit den getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie bestehende Probleme und Ungleichheiten verstärkt. Ein kaputt gesparter Gesundheitssektor wird von unterbezahlten und überarbeiteten Pflegekräften aufrechterhalten. Bestimmte gesellschaftliche Gruppen wie Obdachlose wurden über weite Strecken einfach nicht berücksichtigt. Lange Zeit kam es zu massiven Einschränkungen im Privatleben der Menschen, während gleichzeitig alles getan wurde, um die Umstände für große Unternehmen so gering wie möglich zu halten. Die Staaten der EU blockieren außerdem bis heute die Forderung nach der Freigabe der Patente auf die Impfstoffe. Damit tragen sie zu immer neuen Mutationen und den katastrophalen Folgen der Pandemie in den Ländern des globalen Südens bei. Mit unseren Veranstaltungen richten wir uns gezielt an die gesamte Gesellschaft. An Menschen, die die unsolidarischen und egoistischen Botschaften der Maßnahmen-Skeptiker*innen nicht länger unwidersprochen lassen möchten. Außerdem richten wir uns an Menschen, die eine differenzierte Kritik an den Maßnahmen der Regierung und kapitalistischen Akteur*innen auf der Basis einer gesamtgesellschaftlichen Solidarität üben wollen. Bündnis „Augsburg Solidarisch“, 3. Januar 2022 Inzwischen regt sich an vielen Orten in Bayern deutlicher Widerspruch gegen die Corona-LeugnerZunächst zwei Berichte aus dem südlichen und nördlichen Schwaben. So wiesen der Landrat Alex Eder, Landratsamt Unterallgäu, und die Polizei in Mindelheim anlässlich bevorstehender „Montags-Spaziergänge“ am 10. Januar darauf hin ( 1 ):
In Nördlingen wurden über die sozialen Medien, insbesondere über einschlägige Chat-Gruppen in Messenger-Diensten, für Freitag, 7. Januar und Montag, 10. Januar ebenfalls weitere „Spaziergänge“ angekündigt. presse augsburg berichtet, dass das Landratsamt Donau-Ries erneut eine Allgemeinverfügung hierzu erlassen hat ( 2 ):
Zu München titelt der Münchner Merkur am 7. Januar: „3000 Teilnehmer bei unerlaubter Corona-Demo in München: Sie waren zum Teil mit Messern bewaffnet“ ( 3 ). Bei den Aktionen am 5. Januar gab es tätliche Übergriffe auf Polizisten, zwei Polizisten und drei Protestierende wurden dabei verletzt. 1200 Menschen wurden angezeigt:
Nach einer Eskalation im Dezember untersagte die Stadt München sogenannte „Corona-Spaziergänge“Nachdem zwei Wochen zuvor ein Protestzug im Univiertel Münchens eskaliert war ( 4 ), gab es eine Allgemeinverfügung der Stadt, die sogenannte „Corona-Spaziergänge“ untersagt. BR24 berichtet ( 5 ):
In München formieren sich die Gegner der Umzüge, der OB reiht sich einDie Medien berichten anlässlich der Ereignisse am 16. Dezember in München auch über Gegner der Umzüge ( 6 ): „Gegner der Demo und des unangemeldeten Zugs durch die Innenstadt hatten auch die Polizei kritisiert, sie habe viele Teilnehmer ohne Feststellung der Personalien und ohne spürbare Konsequenzen wieder laufen gelassen.“ Auch in München scheint ein Bündnis „München Solidarisch“ aktiv zu sein. BR24 berichtet ( 7 ): „Am Odeonsplatz versammelten sich etwa 400 Menschen zu einer Gegendemonstration unter dem Motto ‚München solidarisch‘. Menschen zeigten Tafeln wie: ‚Das Pflegepersonal, Ärzte und Ärztinnen brauchen auch eine Pause‘ oder ‚Impfen statt Schimpfen.‘“ Es gibt ein empörtes Statement des Münchner Oberbürgermeisters Reiter, über das auch der BR berichtet. Der Münchner Merkur bringt es im Wortlaut ( 8 ):
Am 9. Januar berichtet SZ online über eine neue Initiative für mehr Toleranz als Gegengewicht zu den „Spaziergängen“ und verlinkt sogar ausdrücklich zu einer „Münchner Erklärung“ ( 9 ):
Die Münchner Erklärung wurde in Form einer Petition ( 10 ) am 5. Januar gestartet und hat bis jetzt (10.1.2022) sechseinhalb tausend Unterschriften. Der Aufruftext der Münchner Erklärung lautet:
Zu den Erstunterzeichner_innen zählen unter anderen der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, die Präsidentin der israelischen Kultusgemeinde, der Regionalbischof, die Stadtdekanin i. R., der Vorsitzende des Kreisjugendrings München, der Vorsitzende des Katholikenrats, die Vorsitzenden des DGB und des Migrationsbeirats sowie die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien, außer der AfD, darunter auch der Fraktionsvorsitzende der CSU. Die Münchner Erklärung im vollen Wortlaut ist sehr gut formuliert und lesenswert ( 11 ). Augsburg könnte und sollte sich daran ein Beispiel nehmen. Unerträgliche Aufmärsche in Schweinfurt lösen die „Schweinfurter Erklärung“ aus, die auf breite Resonanz stößtAm Sonntag, den 26. Dezember 2021, eskalierte eine unangemeldete Versammlung gegen Coronamaßnahmen in Schweinfurt. BR24 berichtet ( 12 ): „Bei der Versammlung in der Schweinfurter Innenstadt sind am Sonntag mehrere Menschen verletzt worden. Die Polizei beschreibt die Demonstranten als teils massiv aggressiv – und setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Acht Polizeibeamte wurden mit Faustschlägen und Fußtritten teils mittelschwer verletzt. Außerdem seien Polizisten von Versammlungsteilnehmern beleidigt und bespuckt worden. Unter den Protestierenden waren auch Personen aus dem rechten Spektrum, bestätigt die Polizei auf Anfrage.“ Außerdem wurde ein Kind als Schutzschild verwendet, um eine Polizeikette zu durchbrechen. Unmittelbar danach gab es am Schweinfurter Amtsgericht beschleunigte Verfahren gegen die Gewalttäter mit zum Teil hohen Bewährungsstrafen und Geldstrafen. Um diesen „unerträglichen sonntäglichen Aufmärschen in Schweinfurt etwas entgegen(zu)setzen“, bildete sich die Initiative für eine „Schweinfurter Erklärung“ mit einer Unterschriftensammlung im Internet ( 13 ). Als Initiatoren der Schweinfurter Erklärung werden in den Medien unterschiedliche Leute genannt, unter anderem der ehemalige Scheffler-Betriebsratsvorsitzende sowie der SPD-Fraktionsvorsitzende im Schweinfurter Stadtrat. Zu den Erstunterzeichner_innen gehört auch die Dritte Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte (Grüne), die selbst ausgebildete Kinderintensivfachschwester ist. Anlässlich von 350 Erstunterzeichnungen berichtet SW1.News am 30. Dezember 2021 ( 14 ):
In der Erklärung heißt es unter anderem ( 15 ):
Im BR Fernsehen Frankenschau aktuell erklärte einer der Initiatoren der Schweinfurter Erklärung, Ralf Hofmann, am 3. Januar ( 16 ):
Am Sonntag, den 9. Januar, sind die Unterstützer der Schweinfurter Erklärung selbst auf die Straße gegangen in Form einer Menschenkette mit Abstand und Kerzen, um ein Zeichen zu setzen gegen die sonntäglichen Proteste der Coronaleugner. ( 17 ) Die Zustimmung zur Schweinfurter Erklärung verläuft rasant. Heute, am 11. Januar vormittags, waren es bereits über 22.000 Unterschriften. Bei 25.000 Unterschriften wird diese Petition zu einer der meist gezeichneten Petitionen auf Change.org ( 18 ). Weitere Aktionen in Schwaben und BayernIn Nürnberg zum Beispiel, am 30. Dezember, ließ die Polizei die Demonstrant_innen gewähren, obwohl auch hier der Protestzug von mehr als 1000 Menschen nicht angemeldet war. Das Portal inFranken.de schreibt ( 19 ):
Über weitere Aktionen am Tag vor Silvester berichtete die Frankenpost ( 20 ):
„Proteste gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen häufen sich, besonders in Niederbayern und der Oberpfalz“, schreibt BR24 Mitte Dezember ( 21 ): „In sozialen Netzwerken wie Facebook bilden sich gerade verschiedene Gruppen: User schließen sich zusammen, um gegen geltende Corona-Maßnahmen zu protestieren. In den Gruppen werden Flyer gepostet, es wird zu sogenannten ‚Spaziergängen‘ aufgerufen. Die Gruppenmitglieder mobilisieren, verweisen auch auf den Messengerdienst Telegram, über den anonym ein weiterer Austausch stattfindet oder Videos oder Fotos von Protestzügen verbreitet werden. Vergangenes Wochenende fanden fast zeitgleich allein in Niederbayern sechs größere Protest-Aktionen statt, darunter in Deggendorf und Landshut.“ In der Stadt Straubing droht dem mutmaßlichen Initiator des sogenannten „Spaziergangs“ ein Bußgeldverfahren. „In der Stadt Passau sind sogenannte ‚Spaziergänge‘ künftig nicht mehr möglich: Die Stadt hat jetzt dazu eine Allgemeinverfügung erlassen. Demnach sind Versammlungen nur noch an einem bestimmten Ort erlaubt, Demonstrationszüge sind nicht mehr zugelassen.“ Am 4. Januar heißt es bei BR24 ( 22 ): „In mehreren bayerischen Städten haben erneut Gegner der Corona-Politik protestiert. So zogen etwa in Nürnberg rund 4.200 Menschen durch die Stadt. Doch es kam auch zu Gegendemonstrationen wie zum Beispiel in Ansbach und Roth.“ Insgesamt waren es an diesem Montag, den 3. Januar, über 10.000 Menschen: 1200 in Ansbach, 800 in Bayreuth, 2150 in Bamberg, 4000 in Niederbayern (Landshut, Deggendorf, Mainburg, Straubing …), 19 Protestaktionen in der Oberpfalz, darunter Cham mit 600 Teilnehmern, 1500 in Erding, jeweils 250 in Würzburg und Aschaffenburg, 80 in Lohr. Der BR berichtet auch von Gegenaktionen in einigen dieser Städte, so zum Beispiel von 120 Gegendemonstranten in Aschaffenburg, 80 in Erding, 110 in Bayreuth, 400 in Roth.
Großdemonstration in Nürnberg, von Rechten und Rechtsextremen bundesweit organisiertIm Unterschied zu vielen Demos in Bayern, die wohl hauptsächlich örtlich und regional organisiert waren, planten die Querdenker in Nürnberg eine Großdemonstration, zu der bundesweit aufgerufen wurde. BR24 schreibt ( 23 ):
Allerdings formierte sich auch starker Widerstand in Nürnberg:
Zu der Demonstration auf dem Nürnberger Volksfestplatz waren nach Angaben der Polizei 10.000 bis 12.000 Menschen gekommen. Parallel dazu gab es eine Kundgebung der AfD mit 2500 Teilnehmern, auf der auch die beiden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Alice Weidel und Tino Chrupalla, auftraten. Dabei wurden die Maskenpflicht und die 2G-Regel heftig kritisiert. Volksverhetzende Schilder wurden von der Polizei sichergestellt. Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung, weil einzelne Teilnehmende antisemitische Plakate und Symbole gezeigt haben sollen. BR24 berichtet auch über die Gegenproteste ( 24 ):
Auch der Nürnberger OB Marcus König sprach auf der Gegenkundgebung ( 25 ):
Eine mobile Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus „sieht die Gefahr, dass sich nicht zum Extremismus geneigte Bürger mit gefährlichen Strukturen gemein machen“BR24 lässt Jan Nowak von der mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus in Niederbayern und der Oberpfalz zu Wort kommen mit wichtigen Einschätzungen ( 26 ):
Peter Feininger, 12.1.2022 alle Fotos von „Augsburg Solidarisch“, Kundgebung Sonntag, 2. Januar, Königsplatz
1 Presse Augsburg. „Landratsamt Unterallgäu erwartet Einhaltung der Regelungen bei ‚Montagsspaziergänge‘“, 8. Januar 2022. https://presse-augsburg.de/landratsamt-unterallgaeu-erwartet-einhaltung-der-regelungen-bei-montagsspaziergaenge/770041/ . 2 Presse Augsburg. „Landratsamt erlässt erneut Allgemeinverfügung zur Regelung von ‚Spaziergängen‘ in Nördlingen“, 5. Januar 2022. https://presse-augsburg.de/landratsamt-erlaesst-erneut-allgemeinverfuegung-zur-regelung-von-spaziergaengen-in-noerdlingen/769485/ . 3 Kipke, Tanja. „3000 Teilnehmer bei unerlaubter Corona-Demo in München: Sie waren zum Teil mit Messern bewaffnet“. Münchner Merkur, 7. Januar 2022. https://www.merkur.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/corona-demo-muenchen-polizei-impfgegner-messer-tn-91219210.html . 4 Siehe zum Beispiel die Berichterstattung bei BR24: Pfeifer, Henning. „Corona-Protestzug durch München: Mehrere Festnahmen“. BR24, 16. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-protestzug-durch-muenchen-mehrere-festnahmen,SrghOcv . Reichart, Johannes. „Corona-Demos in München: Polizei unzufrieden mit Einsatzverlauf“. BR24, 16. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-demos-in-muenchen-polizei-unzufrieden-mit-einsatzverlauf,Srll3zZ . 5 Henning, Pfeifer, Moritz M. Steinbacher, und Susanne Hagenmaier. „Corona-Protest in München - OB Reiter: ‚Grenze überschritten‘“. BR24, 16. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-protest-in-muenchen-ob-dieter-reiter-grenze-ueberschritten,SrkuAEY . 6 Ebd. 7 Fritz, Armin, und Margit Ehrlich. „Pfefferspray-Einsatz: Polizei löst Corona-Protest in München auf“. BR24, 6. Januar 2022. https://www.br.de/nachrichten/bayern/pfefferspray-einsatz-polizei-loest-corona-protest-in-muenchen-auf,StfWAnI . 8 „Nach turbulenter Corona-Demo: OB Reiter zürnt - Emotionaler Aufruf an alle Münchner“. Münchner Merkur, 16. Dezember 2021. https://www.merkur.de/lokales/muenchen/corona-demo-muenchen-eskalation-festnahmen-querdenker-polizei-tn-91182379.html . 9 Zeitung, Süddeutsche. „München: Online-Erklärung gegen Corona-Proteste“. Süddeutsche.de, 9. Januar 2022. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/corona-proteste-muenchner-erklaerung-1.5503872 . 10 openPetition. „Münchner Erklärung - Aufruf zum Zusammenhalt und für Demokratie - Online-Petition“, 5. Januar 2022. https://www.openpetition.de/petition/online/muenchner-erklaerung-aufruf-zum-zusammenhalt-und-fuer-demokratie 11 Wenngatz, Micky. „Münchner Erklärung - Aufruf zum Zusammenhalt und für Demokratie“. München ist bunt (blog), 7. Januar 2022. http://muenchen-ist-bunt.de/2022/01/muenchner-erklaerung/ . 12 BR24. „Teils drastische Urteile nach Corona-Demo in Schweinfurt“, 27. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/teils-drastische-urteile-nach-corona-demo-in-schweinfurt,SsmoJbJ . 13 BR24. „‚Schweinfurter Erklärung‘ gegen unangemeldete Demos“, 30. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/schweinfurter-erklaerung-gegen-unangemeldete-demos,St5XMMv . 14 sw1.news Lokale Nachrichten aus Stadt und Landkreis Schweinfurt. „Über 350 Erstunterzeichnungen: Bündnis stellt Schweinfurter Erklärung für Demokratie und Zusammenhalt vor“, 30. Dezember 2021. https://in-und-um-schweinfurt.de/lokales/ueber-350-erstunterzeichnungen-buendnis-stellt-schweinfurter-erklaerung-fuer-demokratie-und-zusammenhalt-vor/ . 15 Schweinfurter Erklärung. „Schweinfurter Erklärung – Aufruf für Demokratie und Zusammenhalt“. Zugegriffen 10. Januar 2022. https://www.schweinfurter-erklaerung.de/ . 16 ARD Mediathek. „Frankenschau aktuell: Bündnis ‚Schweinfurter Erklärung‘ formiert sich“, 3. Januar 2022. https://www.ardmediathek.de/video/frankenschau-aktuell/buendnis-schweinfurter-erklaerung-formiert-sich/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzhkMjQxMmM3LTgyN2EtNGEyZS1hYTUzLTgwYTRjZjA5ZjRjNA/ . 17 ARD Mediathek. „Frankenschau aktuell: ‚Schweinfurter Erklärung‘ gegen Anti-Corona-Proteste“, 10. Januar 2022. https://www.ardmediathek.de/video/frankenschau-aktuell/schweinfurter-erklaerung-gegen-anti-corona-proteste/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzJhNzg4MWQ5LTc0YTktNGQ0 18 Change.org. „Petition unterschreiben: Schweinfurter Erklärung für Demokratie und Zusammenhalt“. Zugegriffen 11. Januar 2022. https://www.change.org/p/an-alle-b%C3%BCrgerinnen-und-b%C3%BCrger-schweinfurter-erkl%C3%A4rung-f%C3%BCr-demokratie-und-zusammenhalt . 19 inFranken.de. „Corona-Proteste in Bayern: Wie soll die Polizei mit unangemeldeten ‚Spaziergängen‘ umgehen?“, 2. Januar 2021. https://www.infranken.de/ueberregional/bayern/querdenker-proteste-in-bayern-wie-soll-die-polizei-mit-unangemeldeten-spaziergaengen-umgehen-art-5363575 . 20 „Corona-Spaziergänge: Protest-Aktionen auch in Hof und Nürnberg am Abend vor Silvester - Frankenpost“, 31. Dezember 2021, Abschn. oberfranken. https://www.frankenpost.de/inhalt.corona-spaziergaenge-protest-aktionen-auch-in-hof-und-nuernberg-am-abend-vor-silvester.ad5b05c5-bb98-42e0-a9f8-f44085cf06d7.html . 21 Behamm, Sara. „Corona-Protestzüge: Reaktionen auf die ‚laute Minderheit‘. Proteste gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen häufen sich, besonders in Niederbayern und der Oberpfalz.“ BR24, 16. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-protestzuege-reaktionen-auf-die-laute-minderheit,Srl0YV1 . 22 Schubart-Arand, Sylvia, und Eleonore Birkenstock. „Wieder Corona-Proteste in mehreren bayerischen Städten“. BR24, 4. Januar 2022. https://www.br.de/nachrichten/bayern/wieder-corona-proteste-in-mehreren-bayerischen-staedten,StU7ro7 . 23 Miller, Jonas. „Nürnberger Querdenken-Demo: Mobilisierung über Rechtsextreme“. BR24, 18. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/nuernberger-querdenken-demo-mobilisierung-ueber-rechtsextreme,Srsnyjw . 24 Hähnlein, Martín, Julia Hofmann, und Jonas Miller. „Corona-Maßnahmen: Zehntausend bei Demonstration in Nürnberg“. BR24, 19. Dezember 2021. https://www.br.de/nachrichten/bayern/nuernberg-tausende-menschen-bei-corona-demos,Ss2zSQv . 25 RND Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Mehr als 10.000 Menschen demonstrieren in Nürnberg gegen Corona-Politik“, 19. Dezember 2021. https://www.rnd.de/politik/alice-weidel-auf-corona-demo-in-nuernberg-oberbuergermeister-auf-gegendemo-MRB777EL56YWBQIYAVRIHVJKIU.html . 26 Ebd.
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