Annalena Baerbock

Dialog und Härte

Hansjörg Bisle-Müller

19.6.2021

„ Dialog und Härte“ preist Kanzlerkandidatin Baerbock als ideales Verhalten gegenüber Russland und China. Hart wie Kruppstahl vielleicht? Oder sogar „größte Härte“, wie auf dem Obersalzberg vor Kriegsbeginn gefordert wurde? Das würde in Russland nicht gut ankommen und wohl zur Antwort führen, auch schnell wie ein Windhund mit diesem Vorschlag wieder zu verschwinden. Ostrowskis „Wie der Stahl gehärtet wurde“ scheidet wohl wegen seiner kommunistischen Prägung als Vorbild für die Härte aus.

In China sind diese deutschen Kraftmeiereien noch aus der Zeit Kaiser Wilhelms bekannt. Werner Schenk von Stauffenberg hat schon 1900 im „Boxerkrieg“ harte Ratschläge für den Umgang mit Chinesen erteilt: „Er ist der dienstfertigste und ergebenste Mensch, so lange man ihm den Fuß auf den Nacken setzt. Wenn man ihm aber einmal ein gutes Wort gibt, dann schlägt alles in die bodenloseste Unverschämtheit um. Er sieht die Ruthe und will getreten sein.“ Aber die Grünen wollen ja diesmal die Menschenrechte nach China bringen und nicht die Zivilisation wie Kaiser Wilhelm.

Sie wollen auch noch nicht militärisch intervenieren, obwohl in Zukunft auch die deutsche Marine vor Ort sein wird. Baerbock will nur mit Härte verhandeln. Vor allem, wenn es um Zwangsarbeit geht. Ob ihre chinesischen Verhandlungspartner_innen sie dann an die Zwangsarbeit von Sexarbeiterinnen in Deutschland erinnern und vorschlagen zuerst im eigenen Land aufzuräumen, bevor frau sich in anderen Staaten einmischt? Oder ihr ganz christlich den Ratschlag geben, über dem Splitter im Auge einer Chinesin den Balken im eigenen Auge nicht zu übersehen?

Nein, sie würden unserer unbedarften Außenpolitikerin, Juristin und Völkerrechtlerin ein Buch über die 36 Strategeme überreichen und sie auch auf das Neue Testament verweisen: „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!“ Liebe Kandidatin, schlag einfach im Daodejing nach: „Festigkeit und Härte sind die Begleiter des Todes. Biegsamkeit, Weichheit, Winzigkeit, Feinheit sind die Begleiter des Lebens. Sind die Waffen hart, dann siegen sie nicht. Sind die Hölzer hart, dann haben sie ihr Ende erreicht. Das Harte und Große steht unten. Das Biegsame, Weiche, Winzige und Feine steht oben.“

Aber vielleicht hat sich unsere Annalena auch nur missverständlich ausgedrückt wie in ihrem Lebenslauf und das Ganze tut ihr leid. Fehler machen ist schließlich menschlich. Nur wenn sie statt Härte Hartnäckigkeit gemeint hat, dann sollte sie das jetzt bald klarstellen. So einfach in den Tag hineinreden kommt auch mit der Zeit bei unseren Leitmedien nicht gut an.

P.S. Ob ich Annalena Baerbock ganz falsch verstanden habe? Ist sie womöglich eine ganz gewiefte Kennerin der 36 Strategeme und handelt nach dem schon von Mao geschätzten Strategem Nr. 6? „Im Osten lärmen und im Westen angreifen?“ Immerhin stehen einige ehemalige Maoisten bei den Grünen an vorderster Front beim China-Bashing! Also doch Ostrowski, aber mit Russland?


   
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